Sehr
geehrter Herr
Stadtverordnetenvorsteher,
sehr geehrte Damen und Herren
Stadtverordnete,
liebe Anwesende, liebe Gegner und Kritiker der
Landesgartenschau,
zuerst einmal vielen Dank, dass wir hier reden
dürfen.
Wir,
das ist die Bürgerinitiative
„Stoppt diese Landesgartenschau“, sind gekommen, um
Ihnen 2020
Unterschriften zu überreichen, die wir in den
letzten Tagen gegen
die Landesgartenschau gesammelt haben.
Gewiss, wir haben spät,
aber hoffentlich nicht zu spät, damit begonnen. Die
Ankündigung des
geplanten Baumfrevels in der Wieseckaue, der noch vor Weihnachten
stattfinden soll und zum Teil bereits stattgefunden hat, haben uns
das Ausmaß der zu erwartenden Zerstörung des
beliebtesten Gießener
Naherholungsgebietes vor Augen geführt und uns zum sofortigen
Handeln veranlasst.
Dass wir mit der Ablehnung
der
Landesgartenschau in Ihrer jetzigen Form nicht alleine sind, sondern
breite Zustimmung finden, ist auch deutlich geworden
• auf den
Leserbriefseiten der Gießener Zeitungen,
• bei der
Internetabstimmung im „Express“, wo die Anzahl der
Gegner mehr
als 70% betragen,
• durch die klare Ablehnung von
gewerkschaftlichen Gliederungen wie die des Fachbereichs Handel von
verdi. sowie
• durch Meinungsäußerungen auf
verschiedenen
sozialen Netzwerken im Internet, das Senden von 115 Online-
Petitionen.
Die spontane Zustimmung
vieler kritischer Mitbürger
zu unserer Initiative beruht nicht nur auf der Ablehnung der
Baumfällungen, sondern insbesondere auch gegen die geplante
Verschandelung der gesamten Wieseckaue und die Zerstörung
artenreicher Lebensräume innerhalb des Parks.
Hier wird auch
mehrfach gegen verschiedene Gesetze verstoßen.
Große Teile der
angrenzenden Wieseckaue, aber Bereiche der Kernzone genießen
höchsten europäischen Schutzstatus. Arten- und
naturschutzrechtliche Belange wurden bisher nicht
gemäß der
gesetzlichen Vorgaben berücksichtigt. Wir fordern daher:
• Ohne
eine Eingriff-/Ausgleichsplanung – darf kein Baum oder andere
Maßnahmen durchgeführt werden - dies ist jedoch
bereits geschehen.
Wenn Verschlechterungen in Aussicht stehen- muss ein Ausgleich
geschaffen werden. ABER ein solcher Plan existiert zum jetzigen
Zeitpunkt nicht.
• Die Stadt hat
versäumt, eine umfassende
Bestanderhebung der dort lebenden Pflanzen, Tiere und Pilze
durchzuführen. Renaturierte Biotope werden
zerstört, die ersten
Vögel haben dauerhaft ihre Brutgebiete verloren und den
Schwanenteich bereits verlassen.
• Es gibt ein
Verschlechterungsverbot- ein Erhaltungsgebot für diese
Schutzgebiete.
• Es gilt auch zu fragen, woher die Befreiungen
/Genehmigungen kommen-
o gegen den Denkmalschutz verstoßen zu
dürfen. (Stichwort Form des Schwanenteichs und die geplante
Plattform Nähe der Rollschuhbahn)
o Gegen den Artenschutz-
seltene Arten der roten Listen darunter Pilze, Orchideen und
Vögel
u.a. sind in Bestand massiv durch die Eingriffe gefährdet- zu
verstoßen.
o Und gegen den Naturschutz –Direkte und indirekter
Zerstörung geschützter Biotope: z.B. der
Schilfgürtel, zu
verstoßen.
Der Protest richtet sich
aber auch gegen die
maßlose
Verschwendung von Steuergeldern und gegen die
Überheblichkeit, mit der dieses Projekt gegen den Willen
zumindest
großer Teile der Gießener Bürgerinnen und
Bürger durchgesetzt
werden soll. Dabei haben doch alle Parteien – auch Frau OB
Grabe-Bolz – vor den Wahlen „mehr
Bürgernähe“
versprochen.
Wie sehr unser Magistrat
die Bürgerbeteiligung zu
fürchten scheint, haben wir vorgestern erleben
müssen, als uns das
Ordnungsamt „verboten“ hat, auf dem Seltersweg
Unterschriften zu
sammeln – mit der fadenscheinigen Begründung,
während des
Weihnachtsmarktes seien keine politischen Aktivitäten
gestattet. Und
dies, obwohl es keine Beanstandung gegen Info-Stände von
„Amnesty International“ und
„Ärzte ohne Grenzen“ gab. Ohne
dieses Verbot hätten wir Ihnen heute sicher noch sehr viel
mehr
Unterschriften übergeben können.
Wir erwarten, dass unser
Anliegen und unsere Einwände ernst genommen werden. Wir
wissen, daß
heute einige Anträge zur LaGa auf der Tagesordnung stehen.
Diese
Anträge sollten bitte im Verlauf der Versammlung an vorderster
Stelle behandelt werden; noch kann im Interesse unserer Stadt
umgesteuert werden!
Wir werden jedenfalls nicht aufgeben in
unserem Bemühen „Stoppt diese
Landesgartenschau“!
Vielen Dank
für Ihre Aufmerksamkeit!
Kommentar von Martina Lennartz: "Um 0.30 Uhr wurden alle 5 Anträge en bloque durchgepeitscht,jede Fraktion erhielt nur 5 Minuten Redezeit, eine Diskussion war nicht möglich. Wie zu erwarten wurden im wesentlichen alle Anträge von den noch verbliebenen Stadtverordneten (und das waren weniger als die Hälfte) mehrheitlich abgelehnt. Damit war das missliebige Thema für sie vom Tisch und das Gerede von Bürgerbeteiligung und Bürgernähe wieder einmal entlarvt..." |